Was ich damals gern schon zu Beginn gewusst hätte. Allgemeine Gedanken zum HeilÜben in Technik und Anwendung

Erkrankt an rheumatoider Arthritis war ich nach zwei Jahren von den Schmerzen und Einschränkungen ausgelaugt, konnte nur wenig schlafen, litt an Medikamentennebenwirkungen wie Übelkeit und Magenschmerzen.

Lange hatte ich nach Abhilfe von außen gesucht und nichts gefunden, was meine Schmerzen und die fortschreitende Zerstörung meines Körpers beendete.

Ich hatte wenig Kraft und auch keine Erfahrung, um mir einen gut durchdachten und strukturierten Plan zu machen, wie ich mir helfen könnte.

Erst als ich an den Punkt gelangte, an dem ich meine Schmerzen gar nicht mehr aushielt, besann ich mich auf etwas, das ich in all meiner Ratlosigkeit selbst gut konnte: beobachten und vergleichen.

Trat Schmerz auf, setzte ich die Möglichkeiten ein, die mir zur Verfügung standen. Ich konnte mich entspannen, mir Mut und Trost zusprechen und meine Vorstellungskraft einsetzen.

So übte ich immer weiter, verglich Wirkungen, beobachtete Reaktionen, stellte meinen Ansatz in verschiedenen Situationen auf die Probe, fand manchmal mehr, als ich mir sofort erklären konnte, manchmal weniger als erhofft, erlebte Rückschläge und hatte immer mehr Fragen, als ich Antworten fand.

Die Qual und der Wunsch, dass die Schmerzen enden mögen, trieben mich an. Als ich meine Anspannung hinter meinen Schmerzen in einem anfänglichen Auf und Ab von Erfolgen und Misserfolgen wieder zu fühlen lernte, begann ich zu verstehen, dass ich mich in einem Heilungsprozess befand.

Dabei waren nicht nur einzelne, isolierte Übungen am Schmerz allein wichtig, sondern vor allem das Üben in und mit den verschiedensten Situationen, die von bisher gewohnten Verhaltensweisen, von meinem Stresslevel und vom chronischen Verlauf der Erkrankung beeinflusst wurden.

Um meinen Heilungsprozess durchzuhalten, war es wichtig, dass ich mich immer wieder neu auf den nächsten Schritt konzentrieren, meine Kräfte einteilen, mir für meine Übungen einen Plan und eine Struktur schaffen konnte.

Hier war ich nicht eben mal nur ein bisschen beteiligt. So wie mich die rheumatoide Arthritis seit Beginn meiner Erkrankung insgesamt betraf und beanspruchte, galt das auch für meinen Weg zur Ausheilung.

Ohne Plan und Übersicht wird aus den verschiedensten Fundstücken beim Üben ein unübersichtlicher Brei aus allem und es ist dem Zufall überlassen, ob und wann man etwas Hilfreiches darin wiederfindet. Der eigene Heilungsprozess wird dann nicht transparent, wiederholbar und lässt nicht genug Rückschlüsse zu. Was man sich nicht erklären kann, macht Angst und schadet dem Durchhaltevermögen.

Deshalb habe ich mein HeilÜben in übersichtliche Level aufgeteilt, die es mir möglich machten, meine Funde für mich besser einzuordnen. Denn es ergab sich nicht alles auf einmal und der Heilungsverlauf war oft nicht geradlinig. Mit einer guten Ordnung behält man den Überblick über die einzelnen Elemente der HeilÜbungen und ihre Wirkungsweise. So konnte ich sie mit der Zeit immer gezielter einsetzen und miteinander kombinieren.

Die innere Umgewöhnung auf Neues und Ungewohntes braucht ihre Zeit – so viel wie eben nötig. Streckenweise verläuft sie unbewusst, unmerklich. Immer bringt sie uns inneres Wachstum, während wir sie bewältigen. Während dieser wichtigen Phase helfen uns Geduld und unermüdliches Weitermachen.

Alle Zwischenergebnisse stellten sich für mich beim HeilÜben als hilfreich heraus, denn sie zeigten zuverlässig, was erfolgreich war und was verbessert oder verändert werden musste.

Hatte ich zu wenig Erfolg oder auch zu viel Angst, zeigten sich manchmal Ratlosigkeit und Langeweile, Sinn- und Orientierungslosigkeit. So etwas deprimiert und kann am eigenen Tun zweifeln lassen. Jeder Entdecker kennt solche Phasen. Sie gehören dazu, sind aber nie das Ende der Fahnenstange, solange wir trotzdem weitergehen. Ich akzeptierte, dass solche Empfindungen eben auch da sein können, kämpfte nicht gegen sie und schenkte ihnen keine weitere Aufmerksamkeit.

Nehmen wir es immer als sicher und natürlich an, dass wir das Machbare finden werden, dann richtet sich unser Denken darauf aus und fördert mehr hilfreiche Ergebnisse zutage. Auch wenn etwas, was wir tun, keinen Erfolg hat, ist genau diese Erkenntnis schon ein Erfolg, weil wir an ihr lernen können, was gar nicht oder nicht genau so funktioniert.

Der sogenannte Misserfolg kann also auch weiterbringen, denn es liegen wichtige Erkenntnisse in ihm. Wichtig ist, dass man ihn dabei nicht so emotional und persönlich nimmt, dass man sich daran selbst ausbremst, sich kleinmacht und schwächt, indem man sich negativ bewertet.

HeilÜben konnte ich bei allen gewohnten alltäglichen Dingen. Meine HeilÜbungen erforderten dabei nicht, alles komplett anders zu machen. Ich tat einfach einiges nur auf eine etwas andere Weise als bisher.

Für mich waren die HeilÜbungen letztlich wie ein kompletter Werkzeugkasten, den ich mir erarbeitet hatte. Mit der Zeit hatte ich meine Fähigkeiten kennen und anwenden gelernt.

Manche unserer eigenen Baustellen erkennen wir erst mit der Zeit, wenn sich mit jeder unserer Veränderungen auch unsere Wahrnehmung entsprechend anpasst.

Stellen Sie sich ein – wenn auch an einigen Stellen reparaturbedürftiges – Haus vor, dem Sie sofort ansehen, dass es Ihr persönliches Wohlfühlhaus ist. Wie viel stabiler, schöner und gepflegter es sein wird, wenn erst einmal die nötigen Reparaturen durchgeführt sind! Auch wenn jetzt noch ein Fenster in den Angeln hängt, eine Tür quietscht, das Dach an einigen Stellen löchrig ist.

Spürte ich Missbehagen und Schmerzen durch die RA, dann stellte ich mir vor, dass sie mich lediglich auf verschiedene Baustellen hinweisen, die ich verstehen und beheben lernen kann. Aufmerksamkeit für das, was in uns vorgeht, und wie es in uns abläuft, ist immer der erste Schritt.

Meine rheumatoide Arthritis ging mit starkem Leidensdruck einher, ich wünschte mir sofort eine Lösung. Am besten von anderen. Doch diese steckten nun einmal nicht in meiner Haut. Hier war ich selbst gefragt.

Kein Lehrling beherrscht am ersten Tag alle Arbeitsschritte, kein Handwerker wird an einem Tag alles reparieren können – aber jeden Tag etwas.

Du musst kein Meister sein, um mit der Arbeit zu beginnen.
Beginne mit der Arbeit, um ein Meister zu werden.¹

Kehren Sie nun zu dem Bild von Ihrem Wohlfühlhaus zurück. Stellen Sie sich vor, dass Sie darum herumgehen, es betrachten und auch von innen alles in Augenschein nehmen. Was wir von der Seite oder von innen sehen, sehen wir nicht von vorn. So stellen wir uns darauf ein, die Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Auch beim HeilÜben ist es wichtig verschiedene Perspektiven einzeln in Betracht zu ziehen: Deshalb gibt es auch mehrere HeilÜbungen, die sich im Grundaufbau ähneln und den Schwerpunkt aber auf je verschiedene Aspekte legen.

Als ich mich mit der rheumatoiden Arthritis nicht abfinden wollte und trotz medizinischer Diagnose und Behandlung einer nicht ausheilbaren Erkrankung weiter nach Ausheilung suchte, begegnete ich mehreren Herausforderungen:

  • Ich handelte damit entgegen der üblichen Herangehensweise
  • und auch gegen einige meiner eigenen Überzeugungen,
  • befand mich noch im Krankheitszustand und
  • investierte Zeit und Energie in die HeilÜbungen.

Meine Schwierigkeiten als Betroffene bestanden also nicht in der entzündlichen Gelenkerkrankung allein. Die Herausforderungen waren vielfältiger, was ich erst beim HeilÜben mit einbeziehen lernte.

Dennoch war meine Situation aber keineswegs aussichtslos: Ich lernte, dass ich auch mit RA meine eigenen Fähigkeiten besser kennenlernen, meine Fertigkeiten trainieren und einsetzen konnte. Ich wollte ganz konkret mehr Einfluss auf mich.

Und ich sah Bewegung im Prozess meines HeilÜbens. Meine eigene Bewegung – innerlich und äußerlich. Ich verstand mit der Zeit, dass es genau das ist, was den Unterschied zu meiner rheumatoiden Arthritis ausmachte. Sie war Ausdruck dessen, was mich steif und schlecht beweglich machte.

Ich konnte anders sein, wieder beweglicher werden, indem ich gute Impulse für mich herausfand, mit denen ich gute körperliche Reaktionen erreichte.

Meine HÜ! begann ich in mehr innere und äußere Situationen hineinzunehmen.

Viele einzelne Situationen haben mehrere Varianten. Auf diese Varianten habe ich die HÜ angepasst und angewandt. So konnte ich an die Wurzeln meiner überlastungsbedingten RA gelangen, diese untersuchen, verstehen und meine wirkungsvollsten HeilÜbungen weiterentwickeln. Unter anderem erhöhte sich dabei meine Bewegungssicherheit und ich entwickelte ein stabileres Körperbewusstsein. Bezogen auf die rheumatoide Arthritis konnte ich währenddessen schrittweise den Rückgang der Erkrankung mit Schmerz- und Entzündungsabbau sowie dem Beenden der chronischen Reaktionsgewohnheit verzeichnen.

Jeder von RA Betroffene lebt mit individuell verschiedenen äußeren und inneren Bedingungen. Aus diesem Grund präsentiert das HeilÜben speziell meine Erfahrungen, erklärt meine Vorgehensweise und deren Wirkung, die aus meiner Sicht zur Ausheilung meiner RA geführt hat.

¹ Quellenverzeichnis

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