… In dieser Zeit dachte ich manchmal an den Beginn der Erkrankung zurück.
Hatte ich irgendwas übersehen, was die chronisch entzündliche Gelenkerkrankung ausgelöst haben könnte? Was war falsch gelaufen? Ich grub in meinen Erinnerungen und fand – nichts. Nichts außer der Erinnerung an ein Gefühl von leichter Sinnlosigkeit im Leben: „Wofür lebe ich eigentlich – und warum?“, das vom Alltagstrubel übertönt wurde, der mich von früh bis spät beanspruchte. Dabei wusste ich noch nicht einmal, was genau fehlte oder was ich mir anders oder besser wünschte. Eine körperliche Empfindung glich diesem Gefühl. Ich hatte den Eindruck von einer gewissen Kraftlosigkeit meiner Hand beim Zufassen. Aber das allein bot mir leider keinen ausreichenden Anhaltspunkt für eine Erklärung meiner RA.
Durch meinen Behandlungsabbruch war ich nun allein mit meiner “Rheumabaustelle“. Ich war ganz auf mich gestellt und wollte das Beste aus meiner Lage machen. Über meinen Körper jedoch, besonders über all das, was so weich und glibberig unter meiner Haut verborgen liegt, hatte ich mir zuvor nicht mehr Gedanken als unbedingt nötig gemacht.
Was konnte ich tun?
Arthritisschmerz, sehr viel Schmerz, zwang mich zum Nachdenken.
Fritz Perls beschrieb die Funktion von Schmerz als Wegweiser zu dessen Ursachen und deren Auflösung mit den Worten “Wo der Schmerz sitzt, da geht es lang!”. Diesen Satz bezog ich auf meine RA, ging dem Schmerz in mir nach und stellte fest, dass mir an ihm die Existenz einzelner Regionen meines Körpers wesentlich deutlicher bewusst wurde.
Die RA war für mich bis dahin als etwas von mir Unabhängiges, das kam und ging, wie es wollte und sich wie fließend durch meinen gesamten Körper bewegte, erschienen war. Als hätte etwas Unbekanntes, das sich von mir nicht beeinflussen ließ, in mir ein Eigenleben. Es hatte sich so angefühlt, als hätte meine Erkrankung nichts mit meiner Lebensweise zu tun und müsste allein aus Pech oder einem Versagen meines Körpers zu erklären sein.
An leichtem Kribbeln und dumpfem Pochen bis hin zu scharfem Reißen, Brennen und unerträglich scheinendem, stechendem Schmerz, an Schwellungen und Bewegungseinschränkungen hatte ich zwar erlebt, wie genau sich dieses “Irgendwas“ anfühlte, hatte aber noch keine Erklärung dafür. Ich merkte, dass ich ein nur ungenaues Bild von meinem körperlichen Innenleben hatte und dem entsprechend auch meinen Körper bisher überhaupt nur in dem Maße dessen, was ich von ihm wusste, als mich selbst empfunden hatte.
In meinem bisherigen Leben waren verschiedene Erkrankungen wie Erkältungen oder Verletzungen wie ein gebrochener Arm immer in klar abgegrenzten “normalen“ Situationen vorgekommen, in denen die Ursache offen auf der Hand und Abhilfe in erreichbarer Nähe lag. Davon abgesehen war ich es gar nicht wirklich gewohnt, meinen Körper überhaupt so intensiv zu fühlen.
Um mich besser kennenzulernen, ging ich also meinem Zustand weiter nach.
Meine Schmerzen und der körperliche Verfall machten mich traurig. Mein Zustand bereitete mir Angst und Sorgen. Ich empfand Scham und Wut über meine Situation. Diese seelische Anstrengung entkräftete mich auch körperlich.
Meist war ich müde und erschöpft, fror heftig. An dem Frieren, dem Kälteschauer durch meinen gesamten kranken Körper bemerkte ich zuerst, wie das, was ich seelisch empfand, als körperlicher Ausdruck in meinen Muskeln, meinen Nervenbahnen, meiner Haut wiederzufinden war.
Meine Traurigkeit saß wie ein kissengroßer Tropfen bedrückend auf meiner Brust, hängte sich schwer an Kopf und Schultern, zog sie herab. Mein Kopf war von Sorgen prallvoll und begann zu schmerzen, meine Angst machte meinen Atem kürzer und schnürte meinen Brustkorb ein.
Meine Erkrankung und deren Folgen lösten also Emotionen in mir aus, an denen ich hautnah erleben konnte, wie sich meine körperlichen Empfindungen im Seelischen widerspiegeln!
Und umgekehrt gleichermaßen:
Wie meine Gefühle Niederschlag in meinen körperlichen Reaktionen finden!
Meine körperlichen und seelischen Empfindungen bedingen sich unmittelbar. Noch vor einem bewussten Gedanken darüber. Nicht nur dann, wenn man vor Scham rot wird, vor Schrecken starr oder einem die Hände vor Aufregung zittern.
Deshalb dachte ich, es müsste doch von meinen Gedanken und Emotionen her ein Zugang zum Verständnis meiner RA zu finden sein, während mein Körper schmerzte und in seiner Bewegung und auch durch die Druckempfindlichkeit eingeschränkt war.
Während meiner von Schmerz erzwungenen nächtlich wachen Zeiten las ich in einem Buch von Anne-Marie Tausch über ihr Leben mit Krebs. Sie beschrieb, dass sie sich die erkrankten Regionen ihres eigenen Körpers, die Vorgänge darin und danach die erfolgreiche Bekämpfung der Krebszellen intensiv bildhaft vorgestellt hatte. So wollte sie ihren Körper zur Heilung anregen.
Die Idee von einer Gesundung durch die Vorstellung eines heilen Körpers gefiel mir sehr, auch wenn mein Problem nicht in einer Krebserkrankung, sondern in einer rheumatoiden Arthritis lag.
Auf jeden Fall wollte ich etwas für mich tun, obwohl ich kein Arzt war.
Und so richtete ich ganz bewusst liebevolle, fürsorgliche Gedanken und gute Gefühle auf mich selbst, ließ durch sie angenehme und tröstliche Bilder in mir entstehen. Oft konnte ich wegen der Druckempfindlichkeit meines Körpers keine wärmenden Decken oder dickere Kleidung ertragen und fror so zusätzlich heftig. Deshalb stellte ich mir als erstes Lieblingsbild meinen Körper umgeben von einer warmen und zugleich federleichten, flauschig weichen Decke als einer angenehmen, tröstenden Schutzhülle vor.
Das gab mir tatsächlich, was das Ziel dieser Vorstellung war: das Gefühl von Schutz und Trost. Ich begann mich zu entspannen, was zur Folge hatte, dass mir nach einer Weile tatsächlich wärmer wurde und ich dabei erneut erlebte:
Auch Gefühle und Gedanken rufen körperliche Reaktionen hervor!
Meine Empfindungen sind zugleich seelische und körperliche Realität!
Bewusst eingesetzte Vorstellungen von Gesundheit und die durch sie hervorgerufenen guten Gefühle sollten mir nun helfen, aus der RA auszusteigen.
Ich suchte klare, deutliche Ziele für meine bewussten Vorstellungsbilder und begann deshalb damit, mir meinen Körper mit gesunden Gelenken und Muskeln vorzustellen.
Dazu sah ich mir eine Menge Bilder des körperlichen Innenlebens des gesunden Menschen an, von Knochen und Gelenken und ebenso von allem, was mit ihnen zusammenhängt: von Sehnen, Muskeln, Bindegewebe, Nervenzellen … und merkte bald, dass mir dabei Grafiken meist angenehmer waren als Fotografien.
So suchte ich mir speziell Bilder aus, die am besten mit meinem Vorstellungsvermögen und meinem Wohlgefühl harmonierten und mir einen guten Überblick über mein Körperinneres gaben. Die Beschäftigung mit der Anatomie und Physiologie meines Körpers brachte mehr Licht in meine Lage. Ich erhielt konkretere Vorstellungen davon, wie es in mir genau in den Bereichen aussah, in denen ich die Arthritisschmerzen fühlte und ich mich nur mehr eingeschränkt bewegen konnte. Mit der Zeit konnte ich mir auch verschiedene Abläufe in meinem Körper besser erklären.
In den zurückliegenden Jahren war meine RA nicht über alle Tage, Wochen und Monate gleichmäßig aufgetreten. Es gab Zeiten, zu denen sie unmerklicher, langsamer, entzündungs- und schmerzärmer verlaufen war.
Ich kam zu dem Ergebnis, dass das immer dann der Fall war, wenn ich mich während der Erkrankung besser als sonst entspannen und damit auch genügend Stress abbauen konnte, um näher an oder manchmal unter die kritische Grenze zu kommen, ab der aus Belastung Überlastung wird. Mir fielen die Situationen auf, in denen ich mich in solchen Momenten befunden hatte: bei Musik und in Gedanken, die mich glücklich machten, schönen und harmonischen Familientreffen, Unternehmungen mit meinen Freunden, angenehmen Spaziergängen, Spaß und Freude, einem spannenden Film, einer fesselnden Lektüre, alles in allem Abwechslungen vom Alltag.
Jedoch war ich noch nicht wirklich dazu in der Lage, mir darüber bewusst zu werden, dass und wie angespannt ich in normalen, alltäglichen Situationen war. Ich konnte nur meine Erlebnisse und die sie jeweils begleitenden Entzündungen und Schmerzen vergleichen und schloss davon im Nachhinein auf die Höhe meiner Anspannung in diesen Situationen zurück. Deshalb übte ich mich darin, in allen möglichen normalen Situationen schneller zur Entspannung zurückzufinden und eine entspanntere Haltung in meine Gewohnheit zu übernehmen.
Ich rief mir dabei immer und immer wieder die zuvor angeschauten Bilder von gesunden und kräftigen Händen, Armen, Ellenbogen usw. Ins Gedächtnis, bis sie mir gänzlich vertraut waren. Dabei stellte ich mir meinen eigenen Körper auf diese Weise gesund vor, verband diese Vorstellungen mit Entspannung und glücklichen Erinnerungen und fand dabei heraus, dass ich uneingeschränkte und unbeschwerte Körperbewegungen und -haltungen (von mir und anderen) nachempfinden konnte!
Mittels entspannender Körpertechniken (Autogenes Training, Feldenkrais-Methode, Progressive Muskelentspannung…) verbessern wir ebenfalls unsere Körperwahrnehmung. Wir lernen dabei, Anspannung besser als bisher wahrzunehmen und durch Entspannen abzubauen.
Gezielte Entspannung war genau das, was ich im Falle meiner rheumatoiden Arthritis brauchte, um sie auszuheilen.
In meinen ersten HeilÜbungen (heute Level 1) nutzte ich den Umstand, dass Gesundheit, wie oben schon ausführlicher beschrieben, über den Kopf, über Gedanken und Emotionen beginnen kann, selbst wenn der übrige Körper durch eine Erkrankung eingeschränkt ist.
Das half mir dabei, mich trotz krankheitsbedingter Einschränkungen, die rein körpertherapeutische Interventionen im Einstieg schwieriger gestalteten bis verunmöglichten, wieder bewusster zu erleben.
Dabei stellte ich fest, dass ich ganz im Gegensatz zu starken Empfindungen wie Schmerz und Unglück viele feinere körperliche Reize durch verschiedene Auswirkungen meiner RA gar nicht mehr bemerkt oder sie körperlich zumindest nur noch abgeschwächt wahrgenommen hatte.
Dass sich meine körperlichen Empfindungen während der RA geändert hatten, war mir schon dadurch aufgefallen, dass die feinen Härchen auf meinen Finger- und Handrücken wegbrachen. Ich bemerkte, dass ich deshalb Dinge etwas stärker berührte, als es notwendig und für meinen Körper gut war, weil ich sie sonst nicht mehr genau genug fühlen konnte.
Auch anhand anderer Erlebnisse mit der RA begriff ich, dass die Auswirkungen der Erkrankung meine Wahrnehmung über meine veränderten Empfindungen beeinflussten. Mir wurde klar, dass die RA meinen Körper so veränderte, dass ich weniger gut dazu in der Lage war, mir zu behelfen. Beispielsweise hatte ich eine höhere Schmerztoleranz entwickelt und beachtete die Warnfunktion milder Schmerzen nicht mehr ausreichend. Meine Sinne zeigten mir bestimmte feine körperliche Veränderungen nicht mehr oder nicht mehr ausreichend an.
Je schlechter ich etwas mit meinen Händen erfühlen bzw. Erstasten konnte, je tauber sie waren, je mehr sie mich schmerzten, umso ungenauer dosierte ich meine Kraft beim Zufassen. Je geschwollener meine Füße und Beine waren, je schlechter sich meine Knie beugen ließen, umso ungünstiger trat ich auf. Nicht nur einmal, sondern oft, zu oft. Eingeschränkte Sinne führen also auch zu einer weniger gut angepassten Körperbewegung und -haltung.
In meinen schlimmsten Stunden hatte ich zuvor manchmal mit meinen verkrümmten Händen verzweifelt auf meinen Schreibtisch eingehämmert und sie dafür gehasst, wie sie sich verändert hatten. Es war für mich so, als hätten sie sich gegen mich gestellt. Sie fühlten sich zugleich schmerzhaft und hölzern taub an.
Ich wollte mit meinen Händen wieder richtig fühlen können, ich wollte und brauchte sie wieder gänzlich beweglich und vor allem schmerzfrei. Gleichzeitig bemerkte ich aber wohl, dass mir das auf diese Weise nicht gelang.
Mir wurde klar, dass ich zwei Gegebenheiten mit in Betracht ziehen musste. Die erste Gegebenheit bestand in der Einschränkung meiner Empfindungen. Die zweite, dass ich mich durch Schonhaltungen und Trainingsmangel (was auch zu vernachlässigten Sehnen, Muskeln und Faszien, schlechterer Durchblutung und mehr Müdigkeit führte) sowie durch deren Folgen entsprechend eingeschränkt bewegte, da sich mein eingeschränkter Tastsinn sowie meine eingeschränkte Tiefensensibilität nicht nur auf meine Körperbewegung und -haltung, sondern auf meine gesamte Wahrnehmung auswirkten.
Mein Tastsinn und meine Tiefensensibilität, die meine Wahrnehmung speisten, waren durch die RA (durch Entzündungen, Schmerzen, Schwellungen, Taubheitsgefühle, Bewegungseinschränkungen, Energieverlust, Übermüdung) eingeschränkt und daher verändert. Ich war zwangsläufig schlechter in der Lage, an feinere Informationen über mich und meine Umwelt zu gelangen.
Diese verminderten feinen Wahrnehmungen bedeuteten für mich, dass ich Informationen über mich und meine Umwelt zur Verfügung hatte, die von der Krankheit beeinflusst waren. Daraus entstand für mich ganz automatisch und spontan eine eigene RA-Realität, in der ich beinahe das noch mehr vergaß, was ich schon schlechter über meinen Tastsinn und meine Tiefsensibilität wahrnehmen konnte: wie ich mich selbst unbelasteter bewegen konnte und wie sich das anfühlte. Es ging nicht mehr nur darum, mich wegen einer RA schlechter bewegen zu können, Schmerzen zu haben mit der Zerstörung von Gelenken in Aussicht. Es ging darum, dass ich meine gesündere Bewegung stückweise verlernte.
Entsprechend eingeschränkt waren meine Körperhaltung und -bewegung, was einerseits den Verlauf meiner RA negativ beeinflusste und andererseits zu weiteren mit der Zeit zunehmenden gesundheitlichen Problemen führte, die natürlich alle auch meinen bereits erkrankten Bewegungsapparat betrafen.
Fortschreitende Veränderung und längere Krankheitsdauer vergrößerten dann nicht nur den Unterschied zu meinen Mitmenschen, sondern auch den zu dem Menschen, der ich früher einmal war. Dabei waren stärkere und schneller eintretende Veränderungen durch die RA meist noch besser als leichte, stetige, als unüblich zu erkennen. Je größer der Unterschied war, den die RA-Normalität zu meiner vormaligen gesünderen Normalität hatte, umso deutlicher wurde es mir, wie viel Einfluss die RA auf mein eigenes Leben nahm. Ich musste gegen eine gewisse Körperblindheit ankämpfen, die zu einer Gewöhnung an mein Leben mit RA führte.
Aus meiner rheumatoiden Arthritis, einem chronisch entzündlichen Prozess mit Schmerzen, Schwellungen und Verformungen, konnte ich mit gutem Willen allein nicht aussteigen. Ich lernte von meinem Körper, dass mich meine eigenen Empfindungen verändern. Das funktionierte in beide Richtungen: in meine RA hinein ebenso wie aus ihr heraus.
Um mich und die Welt um mich herum selbst gut einschätzen zu können, brauche ich meine Sinne. Das ist ein normaler Vorgang, denn wir stecken in unserer eigenen Haut und empfinden uns selbst und die Welt draußen von innen heraus. Ich brauchte also Informationen, sprich Wahrnehmungen von gesunden Körperhaltungen und -bewegungen, die ich über einen eingeschränkten Körper allein nicht bekommen konnte. Meine Wahrnehmung richtete sich so lange hauptsächlich nach meinen eingeschränkten körperlichen Empfindungen aus, solange ich nicht absichtlich und bewusst eingriff, indem ich meine eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten nutzte, meinen Tast- und Bewegungssinn über meine Vorstellungskraft bewusst anzusteuern.
Dabei musste ich behutsamer und bedachter als bisher mit meinem Körper umgehen lernen und entdeckte, dass ich meinen inzwischen mangelnden Tastsinn z. B. bei tauben, geschwollenen oder schmerzenden Händen und Füßen etwas dadurch ausgleichen konnte, dass ich meinen Bewegungen zuschaute und dabei zugleich mehr über meinen Krafteinsatz und meine Körperhaltung nachdachte.
So konnte ich meinen Tastsinn und meine Beweglichkeit wieder besser regulieren und damit meinen Körper entlasten. Während ich nachdachte, ausprobierte und übte, meine Sinne zu aktivieren und meine Fertigkeiten miteinander zu kombinieren, spürte ich zunehmend, um wie vieles angenehmer sich mein Körper für mich anfühlte, wenn ich mich unbelasteter hielt und bewegte. Das ermutigte mich, alltägliche Dinge wieder auf diese bessere, gesündere Weise zu tun.
Ich entschied mich dafür, jede Situation und jeden einzelnen Handgriff zu meiner Übung zu machen, und trainierte mich in allem, womit ich mich sowieso beschäftigte. Beispielsweise wenn ich mich bewegte, wenn ich mich setzte, aufstand oder lief, wenn ich einen Wasserhahn öffnete, meine Jacke vom Haken nahm…
Ich verband meine Körperbewegung und -haltung mit Emotionen, mit Vorstellungsbildern und mit meinen Sinnesempfindungen. Dabei wurde mir klar, wie sehr all diese miteinander eng verwobenen Elemente unseren Umgang mit uns selbst ausmachen. Sie lenken unsere Körperbewegung und -haltung und werden zugleich wieder von ihnen hervorgerufen.
So trainierte ich meine Gewahrsamkeit, verbesserte meine Aufmerksamkeit nach innen und außen. Meine Übungen veränderten mich, ließen mich mich achtsamer darauf werden, womit ich mir bisher geschadet und mich überfordert hatte. Solche schädlichen Gewohnheiten baute ich ab, beispielsweise auch, indem ich Druck auf meine Knochen und Gelenke durch Muskelaufbau senkte.
Mit meinen HeilÜbungen wurden mir auch meine feineren, körperlichen Empfindungen wieder zugänglich. Das war wichtig, denn gerade diese feineren Empfindungen sind Warnsignale des Körpers, bevor und während man ihn dadurch überlastet, dass man ihn falsch einsetzt. Und als ich neben den deutlichen Empfindungen wie harschem Schmerz auch die Feineren wie beginnendes Missempfinden wieder bewusst spürte, fühlte ich auch Stress und meine Reaktion auf ihn um so viel eher, dass ich sie abbauen konnte, bevor sie so stark in mir wirkten, dass ich daran erkrankte. Ein solches inneres Frühwarnsystem gegen Überlastung, Entzündung und Schmerz braucht Tastsinn und Tiefensensibilität.
Ich beobachtete, wie meine körperlichen Empfindungen, Emotionen und Vorstellungen meinen körperlichen Ausdruck beeinflussen, denn sie alle sind unmittelbar wirkende Impulse dafür, wie ich meinen Körper bewege und halte. Je nach meinen Möglichkeiten und meiner Tagesform kamen Übungen für aktivere Körperhaltung und -bewegung hinzu.
Die HeilÜbungen im Level 1
richten sich mit Worten an das, was uns bewusst ist: an unseren Verstand und die uns zugänglichen Gefühle und es wird erklärt, warum genau was genau geübt wird.
richten sich mit Vorstellungsbildern und Bewegung direkt an Körper und Seele. Indem wir also mit mehr als nur unserem Verstand allein arbeiten, bekommen wir mehr Kraft zur Veränderung. Dabei wird der Körper zunächst direkt über absichtsvolle Gedanken, entspannende Vorstellungen, Bilder, Gefühle und in darauf folgenden HeilÜbungen über Körperwahrnehmungen, über Empfindungen (durch Entspannung, sanfte Bewegung) angesprochen.
Mitten aus der Krankheit heraus formte ich mit meinen eigenen Fertigkeiten gesunde Impulse aus bildhaften Vorstellungen, bewussterem Körper-Seele-Empfinden, konzentrativer Entspannung, Haltung und Bewegung.
Alles das auf der Basis von Fähigkeiten, die ich in meinem ganz normalen Leben zur Verfügung hatte, ohne dass ich je zuvor besonders auf sie geachtet hatte.
Auf diese Weise lernte ich meine eigenen Fertigkeiten mit der Zeit immer besser kennen und entwickelte ein stärkeres Vertrauen in mich selbst, was wiederum mein HeilÜben verbesserte und damit meine Motivation stärkte. Ich sammelte mehr und konkretere Beobachtungen und Erkenntnisse, durch die ich mich in meinen Bemühungen bestätigt sah.
Das alles war für mich ungewohnt, während mein Körper „austickte“ und ich doch selbst hautnah erlebte, dass nichts von dem, was ich bisher versucht hatte, die RA beendet, sie ausgeheilt hatte. Dabei hatte ich den besten Willen, mir zu helfen. Meine Fertigkeiten waren jedoch nicht von vornherein ausreichend ausgeprägt und brauchten weiterhin Übung.
Beim HeilÜben wirkten alle gesunden Impulse stetig wechselweise, verstärkten sich und lösten in meinem Körper mehr Entspannung aus. So gelang es mir, meine Körperhaltung und -bewegung trotz der RA zu entlasten. Veränderung kam schrittweise und von innen. Während des Ausheilungsprozesses war es für mich sehr wichtig, die Anspannungsgewohnheit durch bewusstes Entspannen in den unterschiedlichsten Situationen absichtlich immer wieder neu zu unterbrechen.
Meine Fertigkeiten ermöglichten mir ab einem gewissen Grad ihrer Ausprägung, dass ich die notwendige Entspannung und Kenntnis für die nächsten, weiterführenden HeilÜbungen (heute Level 2) erreichte.
Während ich ständig weiter an meinen Übungen feilte, bot mir mein Schmerzerleben eine schiere Menge an Denkanstößen…
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